Greifswalder SC so gut wie abgestiegen

Kämpfen bis zum Allerletzten: Michael Putzki (rotes Trikot) versucht, seinen Stendaler Gegenspieler Thomas Roggenthin abzuschütteln. Er schafft es. Sein Team verlor jedoch am Ende vor 200 Zuschauern mit 0:1 und ist damit so gut wie abgestiegen. Sportlich könnte der GSC die Klasse nur noch durch hohe Siege in den letzten beiden Spielen bei gleichzeitigen hohen Niederlagen der Konkurrenten Rathenow und Eberswalde schaffen.

Schröder-Elf vergab mit einem 0:1 die wahrscheinlich letzte Möglichkeit zum Klassenerhalt

Greifswald (OZ) 0:1. Abpfiff. Abstieg. Die Geschichte des gestrigen Oberliga-Spiels zwischen dem Greifswalder SC und Lok/Altmark Stendal wäre schnell erzählt, wenn da nicht diese zweite Halbzeit gewesen wäre. Ganze zehn hochkarätige Möglichkeiten erkämpften sich die mit einem sagenhaften Feuereifer über den Platz fegenden Rot-Weißen. Links, rechts, Doppelpass: dem GSC gelang alles. Nur ein Tor nicht. Wenn wir hier 0:4 verlieren, können wir uns nicht beklagen. Wir haben kein Bein auf die Erde gekriegt“, sagte Lok-Trainer Norbert Himmstedt nach der Partie. Seine Spieler trösteten derweil die GSC-Jungs auf dem Rasen. Die Stendaler wussten, dass der Sieg an diesem Nachmittag einer anderen Mannschaft zugestanden hätte. Und dass sie die drei Punkte nur einem Zufallskonter in der 82. Minute zu verdanken hatten. Zu dem Zeitpunkt, da sich Lok-Torschütze Narcis L. Mohora feiern ließ, standen die Boddenstädter bereits seit Minuten nur noch zu Zehnt auf dem Rasen. Torjäger Mike Gerth hatte die Rote Karte gesehen, weil er Schiedsrichterin Elke Fehlow mit den Worten Fußball ist ein Männersport beleidigt hatte. Der Szene voraus gegangen waren mehrere krasse Fehlentscheidungen der Unparteiischen. Wie es nun mit dem Greifswalder Traditionsverein weiter geht, wusste gestern noch niemand. Nur Trauermienen gab es. Überall. Die Spieler saßen in der Kabine, starrten sich an. Trainer Wolfgang Schröder sackte nach dem Abpfiff neben der Bank in sich zusammen. Die Vorstandsmitglieder schwiegen minutenlang. Wir werden jetzt nicht unsere vielen Nachwuchsmannschaften im Stich lassen. Aber wenn die wirtschaftlichen Probleme erdrückend werden, werden wir vielleicht einmal die Notbremse ziehen müssen, meinte irgendwann Pressesprecher Helmut Hamann. Ob die Mannschaft im nächsten Spieljahr zusammenbleibt und wie die nächste Saison finanziert werden soll: all das konnte auch er nicht sagen. Die Vertragsverhandlungen mit den Spielern hätten gerade erst begonnen, war aus dem Vorstand zu hören. Alt gediente Akteure wie Mike Gerth oder Ralf Wichhardt werden allerdings bereits mit dem VSG Weitenhagen in Verbindung gebracht. Der steht auf der Schwelle zur Landesliga. Das ist eine Spielklasse niedriger als die Verbandsliga. Jener Liga also, in der der GSC im nächsten Jahr kicken wird  wenn nicht noch ein Fußball-Wunder passiert. Oder einige Oberligisten bankrott gehen.

THOMAS PULT

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