1-1 UNENTSCHIEDEN IM LÄNDERKAMPF ZWISCHEN POMMERN UND MECKLENBURG
Es gibt viele Dinge, die man an einem schönen Samstag im Oktober machen
kann: Lange schlafen, die Oma besuchen, seine Freundin knuddeln, 'nen
Kuchen für'n Sonntag backen, den Garten winterfest machen, mit dem
Neffen einen Drachen bauen oder seinen Lieblingsclub zum Auswärtsspiel
in die pommersche Einöde begleiten.
Und so taten wir es heute. Diesmal war es nicht nur ein Auswärtsspiel
wie jedes andere, es war das LETZTE Spiel einer Mannschaft aus Wismar
beim traditionsreichen GSC. Leider mussten wir morgens Viertel nach Neun
am heimischen Bahnhof erkennen, dass wir die beiden Einzigen waren, die
sich dieses historischen Moments bewusst waren. Aber das war ja auch zu
erwarten...
Nach gut dreistündiger Zugfahrt erreichten wir den Greifswalder
Südbahnhof und wurden von einem gastfreundlichen GSC-Anhänger zum
altehrwürdigen Volksstadion geführt. Voller Vorfreude suchten wir uns
schon einen guten Platz mit bester Sicht im weiten Stadionrund aus, als
wir erkennen mussten, dass das Spiel auf laubbedecktem Kunstrasen
ausgetragen wird. Dort angekommen (gleich nebenan) begrüßten wir
seltsamerweise mehr GSC-Spieler per Handschlag, als Spieler aus der
Heimat mit Gruß (?!). Aber das kriegt man mit Seife bestimmt wieder ab...
Dann der zweite Schock! Beim Blick ins Stadionblatt verschlug es uns die
Sprache. Ham' wir zu Hause 'was nich' mitgekriegt? Wurde Axel Rietentiet
dort doch zum Co-Trainer degradiert. Aber wir wollen uns an solchen
Kleinigkeiten nicht aufhängen, wobei im neuen Ersatzkeeper Thomas
"Platz" doch ein Fünkchen Wahrheit steckt...
Nachdem wir neidvoll die Fahnenparade der Greifswalder "Rothosen"
bestaunten, bezogen wir unsere Plätze in der "Südkurve".
Gut, zum Spiel selbst gibt's Folgendes zu sagen: Von einem
Oberligaabsteiger und einem Oberligaaufsteiger hätte man eigentlich ein
besseres Spiel erwarten müssen. Nun ja, die einen würden sagen, der
Platz war schlecht, die andern das Wetter nicht schön, ich sag' ma' die
könn' im Moment leider nich' besser. Spielerisch war die junge
Greifswalder Elf leicht überlegen, kämpferisch wir. Im Mittelfeld gab es
ein wunderbares Doppelpassfestival: Rot gab den Ball an weiß, weiß
wieder an rot und rot wieder an weiß. Die ersten Minuten gehörten der
Heimelf, doch konnten sie ihre Chancen nicht nutzen. Selbst als ANKÄH
ihnen den Ball im Straufraum vor die Füße legte, scheiterten sie mehr
oder weniger kläglich. Nach etwa zwanzig Minuten wendete sich das Blatt,
der FC ANKÄH kam besser ins Spiel und bekam erste Möglichkeiten ein Tor
zu erzielen: Prehn an' linken Außenpfosten, Diallos Kopfball wunderbar
gehalten. In der 34. Minute erzielten wir dann das Führungstor. Leider
kann ich jetzt nicht so genau sagen, wer es erzielt hat. Ich hab' da
zwei Ausreden: 1. Wir ham' beide schlechte Augen und 2. wir standen am
anderen Ende des Platzes. Aber ich hab' da den Mamadou in Verdacht??!
Ja, das war die erste Halbzeit.
In der zweiten Hälfte hat dann Greifswald nach knapp 'ner Stunde durch
eine gewissen Christian Hildebrandt den Ausgleich erzielt. Zehn Minuten
vor Schluß blies unsere Elf nochmal zur Schlußattacke, aber es reichte
nicht. Insgesamt gesehen ein verdientes Unentschieden für beide, aber
ebenso zu wenig für beide. Man könnt' jetzt noch über die pfeiffende
Pfeife meckern und sich fragen warum der Linienrichter seine Brille
nicht benutzt hat, die er auf hatte, aber das ja nu' auch ladde.
FC ANKÄH heute mit: Falke - Peter, Tews, Diallo, Pingel - Goebel,
Thiemann, Sabaly (Namyslack), Aldinger - Sperling (Priebe), Prehn
Zusammenfassend kann man sagen, dass man halt als Fußballfan einfach bei
diesem "historischen" Spiel dabei sein musste. Außerdem haben wir 'ne
Menge gelernt, unter anderem, dass auch Greifswald eine schwedische
Vergangenheit besitzt, dass die Mecklenburger Äcker schöner sind als die
Pommerschen und dass der Döner am Hauptbahnhof relativ klein ausfällt.
Stellt sich aber noch die Frage, welche "Wismarer" in diversen
Gästebüchern ihr Kommen ankündigten, aber dann doch lieber Kuchen
gebacken haben?!
Nun noch etwas zum Abschluß. Ich zitiere aus dem Greifswalder
Stadionblatt: "Heute begrüßen wir im Volksstadion mit dem FC Anker
Wismar den 1997 gegründeten Nachfolgeverein unseres langjährigen
(1964-1983) Ligagegners TSG Wismar." Hoffen wir, dass der GSC uns mit
diesen Worten an die ursprünglichen Gedanken (überregionaler Fußball in
Wismar) der einstigen Neugründung erinnern und uns vor einem ähnlich
traurigen Ende (Insolvenz) bewahren wollte.
Und als Letztes noch ein Dank an die Spieler und Verantwortlichen, die
uns in Greifswald tatsächlich begrüßten: JENS MACHOLD, CHRISTIAN
LOJEWSKI, MAMADOU SABALY, MATHIAS TROMMER, DIRK TAFLO, AXEL RIETENTIET,
ANDRÉ PRIEBE (so langsam vergeben wir ihm...), WILFRIED FIRGT, Frau
KÖRNER und natürlich unser LIEBLINGSMANNSCHAFTSLEITER BERNHARD "HINTER
DEN ZAUN!" KNOTHE!
©2002 Ralman