Torgelow gewinnt "Stadt-Derby" gegen den Greifswalder SC nur knapp

Von unserem Redaktionsmitglied Roland Bandow
Torgelow. Nicht alltäglich die Gesten nach dem Auftritt des Verbandsligisten Greifswalder SC im Torgelower Spartakus-Stadion. Fast jeder der Gäste-Spieler wurde nach der 1:2-Niederlage von Greif-Trainer Eckard Ehrke persönlich verabschiedet. Was Wunder, gingen doch die meisten dieser Jungs durch die Hände des Fußball-Lehrers. "Kopf hoch", hieß es da. "Macht weiter, Leute. Ihr schafft das." Worte, weniger als Trost nach dem verlorenen Spiel gedacht, sondern mehr respektvoller Gruß an das Team aus einer Stadt, wo der Fußball ums Überleben kämpft. Ehrke, der einst die Talente-Schmiede der Boddenstädter mitbegründete und führte, blickte voller Trauer hinüber in seine Heimat: "Die einstige Fußball-Hochburg verfällt. Eine Stadt schaut zu, wie ihr Vorzeigeverein zugrunde geht. Das ist schlimm, das tut weh. Wir alle ziehen den Hut vor ,Strippe‘ Schröder, der durch seine menschliche und kollegiale Art die Truppe bisher zusammengehalten hat." "Großartig, was der Mann leistet", bekräftigte Karl-Heinz Swoboda, Pressechef der Torgelower, vor Jahren selbst im GSC-Vorstand. "Wir alle wünschen ihm und dem Team viel Glück." Wolfgang ("Strippe") Schröder, der Elektriker, der "Strippenzieher" aus Greifswald, dort Urgestein der kickenden Zunft, ließ seine Truppe im "Stand-by" beginnen. Abwarten, aber startbereit sein, lautete die Devise des 57-Jährigen in diesem "Stadt-Derby". Immerhin, von den 22 Männern, die beim Anpfiff auf dem Platz standen, waren de facto 14 aus Greifswald. Zu Hilfe kam dem Gäste-Coach, dass die "genialen Konstrukteure" des 5:3 gegen den FC Tollense Neubrandenburg diesmal in Halbzeit eins recht ideenlos und mit hoher Fehlerquote agierten. Statt über die Flügel zu spielen, wurde durch die Mitte "gekrampft". Ballverluste im Vorwärtsgang machten die Konter der Greifswalder scheinbar noch schneller. 1. Pass, 2. Pass, 3. Pass, "Murmel" beim Gegner, 1. Pass! und so weiter - das nervte die 240 Torgelower Fans. Zu allem Übel ließen die Greifen außerdem drei Großchancen aus. Der Gegner sah sich das alles in Ruhe an, lauerte. In der 38. Minute war es so weit. Christoph Schmidts Flanke von der rechten Strafraumgrenze erreichte Ronny Krüger, der traf von halblinks in die lange Ecke - die Gäste führten. Nach einer Stunde gab der Gastgeber sein "Klein-klein-Spiel" auf, begann in gewohnter Manier Spielzüge zu "entwerfen". Doch erst nach 70 Minuten durften die Einheimischen jubeln. Diesmal flankte Radoslaw Koziel vors Tor, und der wiedergenesene Kapitän Matthias Martens krönte seinen Einstand mit einem Kopfballtreffer zum 1:1. Nun lief es einigermaßen. Und schon sechs Minuten später gab’s den Lohn für die kurzen Mühen. Da "tanzte" sich Christian Gude durch die GSC-Abwehr, spielte den Ball dann fast von der Grundlinie geschickt zurück auf seinen Sturmpartner Michael Putzki. Der lief vom Elf-Meter-Punkt Richtung Strafraumgrenze, drehte sich plötzlich und zog ab. Rechts oben schlug es ein, 2:1 - Endstand. "Mund abputzen, Punkte mitnehmen, Spiel abhaken", fasste Martens nach dem Abpfiff zusammen. "Diesmal haben wir nur phasenweise gut gespielt", schätzte Greif-Trainer Ehrke ein. "Wir waren nicht konstruktiv genug. Vielleicht waren einige auch zu aufgeregt. Standen sich doch heute viele Greifswalder gegenüber. Man hat gesehen, dass der GSC kein schlechtes Team ist, spielerisch einiges zu bieten hat. Diese Mannschaft wird noch für so manche Überraschung sorgen.""Ich habe eine sehr junge Truppe. Da fehlt noch die nötige Reife, die Erfahrung. Sonst hätten wir in dieser Saison nicht so oft einen 1:0-Vorsprung aus der Hand gegeben. Heute war auf alle Fälle mehr drin", sagte GSC-Trainer "Strippe" Schröder. "Machen wir das 2:0, dann ist der Sack zu." Man sei "noch zu grün", fand auch Libero Mike Töllner, einer der wenigen "Alten" im GSC-Team. "Das 2:0 hätte kommen müssen."

Torgelow mit: Dreyer, Bienczycki, Linnow, Glandt, Martens (87. Kielgas), Thiel, Albrecht, Allert, Koziel, Gude, Putzki.
GSC mit: Seidel, Töllner, Neumann, Th. Hildebrandt, Kluth, Kasch, Jürgens, Schmidt, Kurzweil (72. Thürk), Krüger, Chr. Hildebrandt.

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