Mit der Machtübernahme durch Adolf Hitler wurde auch der deutsche
Ligafussball reformiert. Deutschland wurde in 16 Gaue aufgeteilt, wobei in
jeder Gau die ehemalige Oberliga durch die neue 1. Liga, die Gauliga
ersetzt wurde. Die Meister der jeweiligen Gauligen spielten dann in 4er
Gruppen die Teilnehmer zur Endrunde um die deutsche Meisterschaft aus.
Unterhalb der Gauliga existierte dann die Bezirksliga und unter dieser
wiederum die Kreisliga. ![]() Durch einen
sicheren Sieg über den Vfl wartete die
Greifswalder Fussballgemeinde auf das letzte Highlight des Erfolgreichen
Jahres 1935. Endlich sollte das Cup-Endspiel von 1934 stattfinden, aber wie
wir wissen sollten sie bis heute vergeblich darauf warten. So ging's ohne
Titel ins Jahr 1936. Der Spielplan sah vor dass die Rothosen auswärts beim
PSV ran mussten. Für die Polizisten war es die letzte kleine Chance auf die
Meisterschaft, die GSC`ler wiederum konnten sich weiter absetzen. Da der
GSC nicht ganz ohne Unterstützung auskommen wollte bot man den Fans an, im
Mannschaftsbus mit nach Stettin zu fahren. Dumm für die Mannschaft das dass
Interesse so gross war das sich zu viele Fans meldeten. So fuhren die Fans
im Bus, während das Team die viel längere Reise mit dem Zug aufsich nehmen
musste. An diesen kalten Januartag drängten sich, für die pommersche
Gauliga, unglaubliche 2500 Zuschauer in die Hakenterasse an der
Falkenwalder Strasse in Stettin. Angetrieben von den Zuschauermassen
schossen die Starspieler des PSV, Pfeisser und Bilecke, den GSC fast im
Alleingang ab. Nach dieser derben 1:5 Niederlage waren die Spieler moralisch
angeschlagen. Da der SSC bei Punktgleichheit nur noch 2, der GSC aber noch
3 Spiele zu absolvieren hatte, sprach nun wieder alles für die Stettiner.
Der GSC führte aber mit einem hundertstel in der Tordifferenz und hätte mit
3 Siegen trotzdem noch Meister werden können. Durch eine völlig unötige
Niederlage bei Blücher Gollnow vergab man aber auch den 2. Matchball.
Das dieser Heimsieg von Gollnow ihr einziger in der ganzen Saison war, lässt
umso mehr erahnen welche Chance Greifswald vergab. Durch einen 3:0 Erfolg
über die Preussen warteten die Rothosen aber die theoretische Chance auf
die Meisterschaft. Am letzten Spieltag musste der SSC gegen die Preussen
antreten, während der GSC Heimrecht gegen den VfB Stettin besass. Der GSC
sah seine einzige Chance in der verbesserung der Tordifferenz und so
spielte man auch. Mit dem damaligen Rekordergebnis von 13:1! schlugen die
"Greifen" den VfB. Durch den gleichzeitigen Sieg des SSC hatte man zwar das
bessere Torverhältnis aber 2 Minuspunkte mehr auf dem Konto. Der Frust sass
nun natürlich tief, woraufhin "Der blonde Emil" Liebenow seine Schuhe an
den Nagel hängen wollte. Glücklicherweise konnte man ihn aber zum ersten
Spiel um den neuen Tschammerpokal reaktivieren und überreden über die
nächste Saison hinaus weiter seine Töppen für den GSC zu schnürren. Gegner
in der 1. Zwischenrunde war de Stettiner SC. Und die Rothosen zeigten
ihren 1000 Zuschauer wer die wahre Nummer 1 in Pommern ist. Mit 7:2 gewann
man gegen den "Meisterschaftsdieb". Nun war es endlich wieder soweit, denn
der GSC konnte sich in der 2. Zwischenrunde mit einer Berliner Mannschaft
messen. Gegner war der Berliner Gauligist Wacker 04. Gegen Wacker lief dann der GSC
zum zweiten mal mit einem neuen Mittelläufer auf. Nach der verpassten
Meisterschaft kam Kritik an Herbert Endrussat auf, aber auch sein
politisches verhalten schien nicht allen zu gefallen. Hinz hiess der neue
Mann in der Schaltzentrale des Greifswalder Mittelfeldes. Ein aus Stettin
stammender Student der zudem SA Sturmführer war sollte die Rothosen zu
neuen Erfolgen führen. "Ente" Endrussat wurde in den Sturm zwangsversetzt
und konnte auf dieser Position auch nicht die achtbare 0:2 Niederlage
verhindern. Immerhin sollte Wacker noch bis ins Achtelfinale vorstossen.
Die neue Saison stellte den GSC vor 2 Probleme. Da der Gauleiter eine
sportliche Verbesserung der Gauliga Pommern erziehlen wollte, wurde
beschlossen ab dem Spieljahr 37/38 die Staffel Ost und West zu einer
einzigen Liga mit 10 Vereinen zusammen zuschliessen. Diese Idee brachte dem
Gauleiter aber auch
viel Kritik ein. Die sportliche Verbesserung der Teams war ja nicht
anzuzweifeln aber man musste auch den finaziellen Aspekt begutachten. Für
die Stettiner Teams wäre kaum eine Veränderung eingetreten da die
Entfernungen und damit entstehenden Kosten nicht allzu grösser würden. Für
die Stolper, Lauenburger und Greifswalder würde diese neue gemeinsame Liga
aber einen erhebliche Finanzielle Belastung werden.
Fast 500 km müssten die Rothosen nach Lauenburg und umgekehrt die
Lauenburger reisen. In der damaligen Zeit eine ziemlich grosse Entfernung
und einmalig in ganz Fussballdeutschland. Also ergriff der Verband die
Initiative und unterstützte die betreffenden Fussballteams finanziell und
ermöglichte Bahnrabatte. Finanziell war nun diese "neue" Gauliga Pommern
gesichert, fehlte also nur noch die sportliche Qualifikation. Das 2.
Problem betraf somit indirekt das erste, denn Herbert Endrussat wechselte
"Berufsbedingt" zu den 07`er nach Stralsund. Somit mussten die Rothosen,
ohne den Kopf der Mannschaft, mindestens Platz 4 erreichen um nächstes Jahr
immer noch erstklassig zu sein. Die Saison war ein ständiges Auf und Ab aber
man blieb immer unter den ersten 3 der Tabelle. Zwar verlor man 2 mal gegen
den späteren Meister, den Polizisten aus Stettin, dafür gewann man aber
gegen Vorjahressieger dem SSC. Der Zuschauerschnitt stagnierte bei einem Durchschnitt
von 600 pro Spiel. Aber es gab ja noch den Tschammerpokal. In der
regionalen Vorrunde gewann man beim Bezirksligisten Concordia Stralsund mit
2:1. Die Hürde Reichsbann Stettin
wurde auch noch locker genommen aber Runde 2 bescherte nicht gerade ein
Glückslos. Zwar durfte man erstmals ein Pflichtspiel in Berlin bestreiten
doch der Gegner gab nicht gerade Hoffnung zum Optimismus. Die technisch
beste Mannschaft Berlins, die zudem Vizemeister der Gauliga wurde (im
nächsten Jahr wurden sie sogar Gauligameister) sollten die Rothosen im BSV
Stadion Schmagendorf empfangen. Ausser Nationalspieler Hans Appel liefen
die "Störche" in Bestbesetzung auf. Der GSC begann voller Ehrfurcht vor dem
"grossen Gegner" und lag so nach einem Missverständnis von Torwart Grube
und Verteidiger Lotsch schnell mit 0:1 hinten. Im Gegenzug zeigten die
Greifen dass sie auch Fussballspielen können. Nur durch ein klares
Handspiel konnte BSV`er Abwehrspieler ein Tor verhindern, doch anstatt auf
Elfmeter zu entscheiden, liess der "Un"parteiische weiterspielen. Wer nun
glaubte die Greifswalder stecken nun den Kopf in den Sand sah sich
getäuscht. Denn die Rothosen spielten weiter frech nach vorne. Man
erspielte sich Ecke um Ecke, Järvinen traf nur die Latte aber das Tor
machten die "Storche". Kurz vor der Halbzeit nahm Reitz die Hand zur Hilfe
und es stand 0:2. Dem Schiri war natürlich nichts aufgefallen, denn die
Reichshauptstädter führten ja nun deutlicher gegen die Provinzmannschaft aus
Greifswald. In der 2. Hälfte dominierten anfangs die Rothosen aber nach dem
0:3 in der 60, Minute war die Konzentration weg und die Luft aus dem Spiel.
Die Berliner hatten nun leichtes Spiel und gewannen mit 8:0. Mit etwas mehr
Glück hätte man zur Halbzeit führen können, aber das Glück war dem GSC ja
nie Hold. Der Sommer 1937 gehörte dann den Feierlichkeiten zum 25 Jährigen
bestehen des Greifswalder SC von 1912. Zu den Jubiläumsspielen wurden 3
Meister eingeladen. Der Meister der Kreisklasse und spätere Gauliga Meister
LSV Pütnitz, dazu der Bezirksligameister "Graf Schwerin" Greifswald und der
Gauligameister, der PSV Stettin. Doch ausgerechnet der Ortsrivale gewann
dieses Turnier. Neben
der neuen Gauliga gab es noch mehr Veränderungen für die Greifswalder. Die
Greifswalder Preussen, die nur noch in der Kreisliga kickten, schlossen
sich dem Greifswalder Turnerbund an. Herbert Endrussat kehrte zum GSC
zurück und wurde Spielertrainer bei den Rothosen. Den Obrigen war wohl
aufgefallen dass ein SA-Sturmführer alleine nicht das greifswalder Spiel
lenken und dirigieren kann. Zudem erliess der Verband eine Verordnung für
das greifswalder Publikum, dass sie während(!) des Spiels nicht mehr das
Tor belagern dürften. Der Start in die neue Saison verlief dann sogar
glänzend. Mit nur 10 Mann angetreten schlug man die Preussen-Borussen aus
Stettin und holte mit der laut Greifswalder Zeitung "Besten Abwehrleistung
einer Greifswalder Mannschaft" einen Punkt bei dem Heimstarken Team aus
Pommerensdorf. Nach einer vermeidbaren Niederlage in Lauenburg gastierte
endlich der Endspiel Gegner vom Pommernpokalfinale 1934, Victoria Stolp in
Greifswald. 1000 Zuschauer, darunter der Oberbürgermeister und Politgrössen
aus Pommern, wollten sehen wie die Rothosen die Sensation schaffen und den
Pommernmeister schlagen. Der GSC erspielte sich die besseren Chancen und
ging nach einem verwandelten Elfmeter durch Jasmund verdient mit 1:0 in
Führung. Nur Minuten später hatte Wickleder die grosse Chance alles klar zu
machen aber er semelte 1m vor dem leeren Tor stehend, den Ball neben den
Pfosten. Ein paar Minuten später schossen die Victorianer das 1:1 was dann
auch den Endstand bedeutete. Trotzdem glaubten die Rothosen nun an die
Chance oben in der Tabelle mitspielen zu können. So fuhr die Mannschaft und
die Fans voller Selbstbewusstsein mit dem Zug zum Spiel beim Stettiner SC.
Die Greifen spielten völlig unter Niveau und verloren mit 0:10! Am Sonntag
dem 7.11 sollte dann das erste Gauligapflichtspiel zwischen dem Armisten
von Graf Schwerin und den Rothosen stattfinden. Der GSC gewann vor 800
Zuschauern überlegen mit 4:0. Dieses Heimspiel war der
Auftakt zu 5 Heimspielen in Folge. Der GSC wollte sich in diesen Spielen
natürlich
ein Punktepolster für den Abstiegskampf besorgen. Nach einem Sieg und einer
Niederlage empfing man den Meisterschaftsanwärter Pommerensdorf. Trotz
einer 1:0 Führung verloren die Greifen das Spiel noch mit 1:2. Wäre alles
nicht so schlimm gewesen hätte der Unparteiische nicht 4 Minuten zu früh
abgepfiffen. Das Greifswalder Publikum dankte es dem Schiri mit verbalen
und non-verbalen Übergriffen. Zum letzten Heimspiel im Jahre 1937 empfing
der GSC dann die Militärmannschaft aus Neustettin. Nachdem diese schon nach
einer halben Stunde mit 1:4 in Rückstand lagen, glaubten sie das Spiel nur
noch durch körperliche Härte gewinnen zu können. Es folgten eine Rote Karte
in der ersten Halbzeit und ein früheres Abpfeiffen des Schiedsrichters.
Durch diese Massnahme wollte Schiri Schuldt nach eigener Aussage die
Rothosen vor körperlichen Schaden Schützen. Nachdem die Neustettiner in der
2. Halbzeitmit 1:9 hintenlagen liefen einige Neustettinerspieler Amok mit
dem einzigen Ziel einen Greifswalder zu verletzten.
![]() In der
Rückrunde folgten dann 6 Niederlagen in Folge unter anderem auch gegen Graf
Schwerin. Zudem reiste man zu den Spielen bei Germania Stolp und Preussen
Borussia Stettin gar nicht erst an. Zwar schwebte die Greifswalder nicht in
Abstiegsgefahr, aber trotzdem besannen sie sich noch einmal und gewannen
zum ersten mal in ihrer Geschichte beim PSV und schlugen im letzten
Heimspiel Pfeil Lauenburg. Die Saison 38/39 sollte auch schon wieder die
letzte Saison der eingleisigen Gauliga Pommern darstellen. Die Kosten waren
wohl doch zu hoch und entschied deshalb auf Weiterführung der Gauliga in 2
Staffeln. Nach dem 3:0 Sieg im Eröffnungsspiel folgte die höchste
Auswärtsniederlage aller Zeiten. Mit 1:12 verlor man bei Germania Stolp,
konnte aber in der Folge noch eine gute Hinrunde spielen. Da man auch im
Jahr zuvor trotz einer schwachen Rückrunde die Klasse halten konnte,
dachten sich die Rothosen eine Minimalleistung in der Rückrunde würde
reichen um auch 1939/40 erstklassig zu sein.
Pfeil Lauenburg, die zu Beginn de Rückrunde noch mit grossen Abstand zum GSC
auf dem ersten Abstiegsplatz rangierte sollte doch nun wirklich keine
Gefahr darstellen. Die Rothosen, die in der gesamten Rückrund nur 4 Punkte
holten freuten sich aber zu früh. Lauenburg gewann seine letzten 3 Spiele
und tauschte dem Abstiegsplatz mit dem Greifswalder SC. Somit war der
Abstieg nach 7 Jahren Erstklassigkeit besiegelt...
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